Die Tierrechtsorganisation Animal Equality veröffentlicht in November 2012 eine neue Recherche, in der gezeigt wird, was in der Stopfleberindustrie in Aragonien passiert. Diese Arbeit ist der letzte Teil einer einjährigen, deutlich größeren Recherche.
Die Tierrechtsorganisation Animal Equality veröffentlichte in Juni 2012 eine Recherche, in der sie zeigt, was in der Stopfleberindustrie in Katalonien wirklich passiert. Diese Arbeit ist Teil einer einjährigen, deutlich größeren Recherche, die die Organisation im Laufe der nächsten Monate veröffentlichen wird.
Das Rechercheteam von Animal Equality hat die Hintergründe dieser Industrie detailliert untersucht und festgestellt, dass bis heute die Daten über die Stopfleberproduktion in den öffentlichen Registern und Statistiken vollkommen veraltet sind.
In der ersten Phase der Recherche wurden vier Betriebe besichtigt, unter denen sich auch der größte Stopfleberhersteller Kataloniens befand. Dieser Betrieb beliefert direkt das Unternehmen des Präsidenten von Interpalm, die die Vereinigung der Stopfleberhersteller_innen in Spanien ist.
Das Rechercheteam von Animal Equality ist auf allen besichtigten Betrieben Zeuge erschreckender Szenen physischen und psychischen Leids geworden. Es wurde anhand von mehr als 350 Fotografien und unzähligen Stunden Video-und Audiomaterials die dramatische Realität, unter der die Enten leiden, die für die Stopfleberproduktion in Katalonien zwangsernährt werden, dokumentiert:
Durch Aussagen von Betriebsleitern und Unternehmern konnten wir außerdem Folgendes in Erfahrung bringen:
In Spanien werden jedes Jahr mehr als eine Million Enten für die Stopfleberproduktion ihrer Freiheit beraubt. Sie werden in die Qual der Zwangsernährung gezwungen, um so eine große Leber mit erhöhtem Fettanteil zu produzieren. Tiere, die in Freiheit 10 bis 15 Jahre alt werden könnten, werden von der Industrie im Alter von kaum vier Jahren ermordet.
Das Interesse der Enten nach einem leidfreien Leben unter natürlichen Bedingungen, wird ignoriert. Davon abgesehen konnte das Rechercheteam folgende gesetzliche Verstöße feststellen:
In den folgenden Ländern wurde bereits ein Verbot der Produktion von Stopfleber erlassen:
Die Stopfleber ist die verfettete Leber, die Gänsen und Enten entnommen wird, nachdem sie unter Zwangsernährung gemästet worden sind. Bei dieser Form der Mast wächst die Leber schneller und wird zehnmal größer als normal. Sie färbt sich dabei unnatürlich gelb, wird runder und die Konsistenz weicher.
Damit die Leber der Vögel nach aktuellem europäischen Gesetz als Stopfleber bezeichnet werden darf, müssen folgende Bedingungen erfüllen sein:
In Spanien werden zur Stopfleberproduktion ausschließlich männliche Enten der Rasse Mulard gemästet. Die Tiere werden speziell dafür gezüchtet, möglichst schnell an Gewicht zuzunehmen und dabei trotzdem der hohen Belastung durch die Zwangsernährung standzuhalten.
Die Enten der Rasse Mulard sind unfruchtbar und eine Kreuzung zwischen einer weiblichen Pekingente und einer männlichen Barbarie-Ente. Die Leber der Weibchen ist kleiner und enthält mehr Nerven und Blutgefäße, weshalb sie für die Stopfleberproduktion nicht geeignet sind und direkt nach der Geburt aussortiert werden.
In Spanien gibt es insgesamt 34 Stopfleberfarmen, die für unterschiedliche Produktionsphasen (Zucht, Aufzucht, Mästen) der Enten zuständig sind.
Dies sind die Gebiete, in denen sich Anlagen zur Mast und Zucht von Enten für die Herstellung von Stopfleber befinden, geordnet nach autonomen Gemeinschaften:
Region | Anzahl der Betrieben | Produktionsvolumen(Anzahl von Enten) |
Aragonien | 1 | 180.000 |
Kastilien und León | 4 | 95.000 |
Katalonien | 12 | 127.300 |
Galicien | 1 | 500 |
Navarra | 15 | 750.000 |
Gesamt | 34 | 1.152.800 |
Aktuell werden in spanischen Farmen 1.152.800 Enten pro Jahr ausgebeutet und getötet.
Die Produktion wird nach Regionen wie folgt aufgeteilt:
Der Produktionsprozess von Stopfleber beginnt in französischen Brütereien. Dort werden die kleinen Mulard-Enten direkt nach dem Schlüpfen nach Geschlecht sortiert. Da die Weibchen für die Produktion unwirtschaftlich sind, werden sie direkt getötet. Gewöhnlich geschieht dies mit speziellen Maschinen, die mit scharfen, schnell rotierenden Messern ausgestattet sind.
Die männlichen Entenküken werden danach in Kartons zu den spanischen Aufzuchtfarmen transportiert.
Die Zucht von Enten für Stopfleber umfasst den Zeitraum von der Ankunft der Küken in den Betrieben, wenige Stunden nach ihrer Geburt, bis sie 21 Tage alt sind. Während dieser Phase haben die Enten lediglich Flaumfedern. Sonst durch die Nestwärme von ihrer Mutter gewärmt, sind sie hier auf die hohen Temperaturen in den klimatisierten Hallen angewiesen. Etwa in der dritten Woche haben sie genug Federn, um zur Aufzucht nach draußen gebracht werden zu können, ohne zu frieren.
In Spanien gibt es 14 Farmen, die Enten für die Stopfleberproduktion züchten. Zehn dieser Farmen mästen die Tiere anschließend auch. Sie sind wie folgt nach Regionen aufgeteilt:
Region | Zuchtbetriebe insgesamt | + Aufzucht | + Mast |
Aragonien | 2 | 2 | 2 |
Kastilien und León | 4 | 4 | 4 |
Katalonien | 4 | 4 | 3 |
Galicien | 1 | 1 | 1 |
Navarra | 3 | 2 | 0 |
Gesamt | 14 | 13 | 10 |
Nach der Zucht kommen die Enten in den Geflügelhof im Freien, wo sie etwa 9 Wochen bleiben, bis sie fast vier Monate alt sind. Am Anfang der Zucht werden die Enten mit verschiedenem Getreide gefüttert und werden “ad libitum” ernährt, d.h. die Tiere haben keine rationierte Fütterung und können so viel fressen, wie sie möchten.
Rationierung
Ab der 5. Woche des Aufzuchtprozesses wird den Enten der Zugang zum Futter eingeschränkt. Sie bekommen nur noch eine einzige Mahlzeit am Tag und werden an einigen Fastentagen hungrig gehalten - in manchen Fällen bis zu 48 Stunden am Stück. Diese gewollt unregelmäßige Ernährung stimuliert die Fresslust der Enten und bewirkt, dass ihre Körper sich allmählich daran gewöhnen, innerhalb kürzester Zeit große Mengen von Futter aufzunehmen.
Am Ende dieser etwa vier Wochen langen Prozedur ist der Magen der Enten gedehnt genug, um die große Maismenge verdauen zu können, die sie während der Mast in ihren Magen gepumpt bekommen. Ihre Leber nimmt dabei ungefähr von 65g auf 90g an Gewicht zu.
Es gibt ebenso viele Zucht- wie Aufzuchtbetriebe, obwohl es in Navarra zwei Betriebe gibt, die jeweils nur Zucht oder nur Aufzucht betreiben.
Auf allen 14 Zuchtbetrieben in Spanien werden die Enten auch aufgezogen - ausgenommen des Betriebes in Navarra, der sich allein auf die Zucht beschränkt. Die andere Anlage dort betreibt hingegen nur die Aufzucht, sodass sich die Zahlen in Bezug auf die vorherige Phase nicht ändern.
Das Stopfen
Das Stopfen beginnt, wenn die Tiere kaum vier Monate alt sind. Jeder Betrieb hat seine eigene Stopfmethode, abhängig von den Erfahrungen, die in der „Produktion“ gesammelt wurden. So richten sich die Mengen an Getreide und die Dauer der Zwangsernährung klar nach der Zunahme der Sterblichkeit der Enten, die gegen Ende dieser Phase rasant ansteigt.
Das Ziel der Zwangsernährung ist die Ansammlung von großen Mengen Fett in der Leber. Dieses Organ wächst so lange, bis die Tiere an Fettleber (Steatosis hepatis) erkranken. Die Fettleber bildet sich gegen Ende des Prozesses der Zwangsernährung nicht mehr zurück. Tatsächlich würden alle Enten durch das Versagen der reinigenden Funktion der Leber oder durch Herz- bzw. Atemstillstand, verursacht durch die Überernährung, sterben.
Zwangsernährung
Die Enten werden 12 bis 15 Tage lang zwangsernährt. Der Prozess der Zwangsernährung besteht darin, möglichst große Mengen an Mais in die Mägen der Enten zu stopfen. Dazu dienen ein Trichter und ein circa 25 Zentimeter langer Schlauch, der in die Speiseröhre eingeführt wird.
Obwohl das Futter in dieser Phase normalerweise aus gekochtem Mais besteht, gibt es auch Betriebe, die „Paste“ benutzen, eine schmierige Mischung, die zu 47% aus Maismehl und zu 43% aus Wasser besteht, dem ungemahlener Mais zugefügt wird. Jedoch wird, egal ob ungemahlener Mais als Paste verwendet wird oder nicht, am Ende des Stopfens wird jedes Individuum dazu gezwungen worden sein, ungefähr elf Kilo Mais (Trockengewicht) zu schlucken.
Diese Steigerung der Futtermenge wird „Stopfkurve“ genannt und unterscheidet sich von Betrieb zu Betrieb. Die Futtermenge bleibt konstant sobald die Ente ungefähr 900 Gramm Paste bei einem Stopfvorgang schlucken kann, was nach circa zehn Tagen eintritt. 900 Gramm Paste entsprechen ungefähr 500 Gramm trockenem Mais. Findet die Zwangsernährung im Sommer statt, gehen die tägliche Menge an gewaltsam eingeführtem Futter, wie auch die zu erreichende Höchstmenge an Futter leicht zurück. Die hohen Temperaturen erschweren den Prozess des Stopfens und die Enten sind nur schwer fähig mehr als 800 Gramm Paste pro Stopfvorgang aufzunehmen.
Die Einzelkäfige
Während des Stopfprozesses werden die Enten in Einzellaufställe oder Einzelkäfige gesteckt.
Um das Stopfen der Enten zu erleichtern, wählen einige Produzent_innen extrem kleine Einzelkäfige. In diesen metallenen Gestellen können sich die Enten weder drehen noch die Flügel ausbreiten.
Sowohl in Aragonien also auch in Katalonien werden in den Stopfleberbetrieben Einzelkäfige verwendet.
Mit Ausnahme eines Betriebes halten alle Betriebe in Navarra die Enten in Laufställen während des Stopfprozesses. Die Laufställe sind große, offene Käfige, in die die_der Betreiber_in hineingehen kann, um die Enten zwangszuernähren.
Von den 29 Stopfleberbetrieben, die momentan in Spanien betrieben werden, benutzen 17 Betriebe Einzelkäfige, um die Enten während des Stopfprozesses bewegungsunfähig zu machen.
Die Stopfleberbetriebe verteilen sich wie folgt auf die einzelnen Regionen Spaniens:
Region | Anzahl aller Betriebe | Betriebe mit Einzelkäfigen | Betriebe mit Laufställen |
Aragonien | 2 | 2 | 0 |
Katalonien | 10 | 10 | 0 |
Kastilien und León | 4 | 2 | 2 |
Galicien | 1 | 1 | 0 |
Navarra | 11 | 1 | 10 |
Baskenland | 1 | 1 | 0 |
Gesamt | 29 | 17 | 12 |
Am Ende des Prozesses der Zwangsernährung wird die Leber der Tiere zwischen 500 und 600 Gramm wiegen. Das Gesamtgewicht einer Ente wird ungefähr sieben Kilo betragen.
Zu diesem Zeitpunkt werden die Enten aus den Käfigen und Laufställen geholt, in denen sie während der Zwangsernährung eingesperrt waren, und zum Schlachter geschickt. Dieser befindet sich in vielen Fällen direkt auf dem Gelände, auf dem auch der Stopfprozess stattfindet.
Vor dem Töten werden die Enten normalerweise durch einen Stromschlag betäubt. Nachdem ihnen die Kehle aufgeschlitzt wurde, werden sie kopfüber zum Ausbluten aufgehängt. Anschließend werden sie abgebrüht, indem der Körper der toten Ente in heißes Wasser getaucht wird. Dieser Vorgang erleichtert das spätere Ausrupfen der Federn. Die Leichen werden daraufhin eingefroren, um später zerlegt und verarbeitet zu werden.
Der Großteil der Bevölkerung stimmt darin überein, dass wir anderen kein Leid oder Schaden zufügen sollten, wenn es zu vermeiden ist. Wir können eine riesige Anzahl an Todesopfern vermeiden und eine große Menge an Leid verhindern, indem wir uns für eine Ernährung ohne Tierprodukte entscheiden.
WeiterlesenDas Rechercheteam stellt interessierten Journalisten Fotos und Videos in hoher Auflösung zur Verfügung und gibt Erklärungen und Berichte heraus, die die Öffentlichkeit über die versteckte Realität hinter der Tierausbeutung aufklären sollen.
WeiterlesenAnimal Equality führt verschiedene Aktivitäten zur Verteidigung der Tiere durch und deine Hilfe ist immer willkommen. Du kannst immer als Aktivist mithelfen, indem du an einer der folgenden Aktivitäten teilnimmst: Aktionen, Infotische, Benefiz-Veranstaltungen, Verteilen von Infomaterial, Sammeln von Spenden, Artikel verfassen, Fotografie...
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