Die Unterzeichnenden dieser Petition fordern eine Verpflichtung zur Beendigung der Produktion von Stopfleber durch Zwangsfütterung in der EU.
An: Ariane Kari (Bundesbeauftragte für Tierschutz), Cem Özdemir (Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft) und Silvia Bender (Staatssekretärin des Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft).
Zur Kenntnisnahme an: Bundeskanzler Olaf Scholz
Sehr geehrte Bundesbeauftragte Ariane Kari, sehr geehrter Herr Bundesminister Cem Özdemir, sehr geehrte Frau Silvia Bender,
wir, die Unterzeichnenden, schließen uns Animal Equality an und fordern ein starkes Engagement der deutschen Regierung, sich für ein EU-weites Verbot der Zwangsfütterung bei der Stopfleberproduktion einzusetzen.
Stopfleber, die durch Zwangsfütterung hergestellt wird, ist äußerst grausam und verursacht jedes Jahr unvorstellbares Leid für Millionen von Vögeln auf der ganzen Welt. Bei der Zwangsfütterung – auch Stopfmast genannt – wird den verängstigten Enten und Gänsen ein 20 bis 30 cm langes Metallrohr in die Kehle geschoben, damit sie deutlich größere Mengen an Futter aufnehmen, als sie jemals freiwillig zu sich nehmen würden.
Es gibt eine Fülle wissenschaftlicher Belege dafür, dass die Stopfleberproduktion durch Zwangsfütterung den betroffenen Tieren nicht nur ausschließlich beim Einführen des Rohres in den Hals, sondern auch zu anderen Zeiten ihres kurzen Lebens schwere physische und psychische Schmerzen verursacht. Der Produktionsprozess führt dazu, dass die Leber der Tiere auf das Zehnfache ihrer natürlichen Größe anschwillt, woraufhin die kranke Leber als vermeintliche Delikatesse verkauft und vermarktet wird.
Wie Sie zweifellos wissen und auch in einem Schreiben des BMEL vom 21. Dezember 2021 deutlich wurde, ist das Verfahren der Stopfmast unvereinbar mit den Bestimmungen des Tierschutzgesetzes (vgl. TierSchG, § 3 Abs. 9) sowie der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (vgl. TierSchNutztV, § 4 Abs. 4). Die inländischen Rechtsvorschriften besagen Folgendes:
"Es ist verboten, einem Tier durch Anwendung von Zwang Futter einzuverleiben, sofern dies nicht aus gesundheitlichen Gründen erforderlich ist" (vgl. TierSchG, § 3 Abs. 9).
Und:
"Wer Nutztiere hält, hat vorbehaltlich der Vorschriften der Abschnitte 2 bis 6 sicherzustellen, dass alle Tiere täglich entsprechend ihrem Bedarf mit Futter und Wasser in ausreichender Menge und Qualität versorgt sind" (vgl. TierSchNutztV, § 4 Abs. 4).
Trotzdem importierte Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamtes allein im Jahr 2020 rund 51,5 Tonnen dieses grausamen Produkts im Gesamtwert von 1,775 Mio. EUR, von dem viele Einzelhändler*innen und Feinkostgeschäfte profitieren.
Wir – die Unterzeichnenden – fragen uns, wie die deutsche Regierung es mit der Ethik der Öffentlichkeit vereinbaren kann, durch den Import von durch Zwangsfütterung erzeugten Produkte von einigen wenigen Erzeuger*innen aus anderen EU-Mitgliedstaaten eine Praxis mitzufinanzieren, die aufgrund ihrer grausamen Auswirkungen auf die Tiere in Deutschland zu Recht bereits verboten ist.
Deutschland ist ein Schwergewicht in der EU und sollte seinen Einfluss zum Wohle der Tiere und im Interesse der EU-Bürger*innen nutzen. Die EU-weite Beendigung einer Praxis, die gegen die Rechtsvorschriften von Deutschland und weiteren 21 der 27 EU-Mitgliedstaaten verstößt und weltweit das Image von EU-Produkten als tierfreundlich untergräbt, würde die Leben von Millionen von Enten und Gänsen jährlich verbessern.
Wir fordern die deutsche Regierung auf, auf EU-Ebene zu intervenieren, sodass
- das in der EU-Verordnung (EG) Nr. 543/2008 enthaltene Erfordernis eines Mindestlebergewichts von 300 g bei Entenlebern und 400 g bei Gänselebern gestrichen und durch Höchstlebergewichte ersetzt wird, um eine tierfreundlichere Produktion zu ermöglichen. Dies würde zudem die Benachteiligung von Landwirt*innen in Ländern mit strengeren Tierschutzvorschriften beenden, die aufgrund dieser Regelung keine Stopfleber produzieren können;
- die Bundesregierung sich im Rahmen der laufenden Überarbeitung der EU-Tierschutzvorschriften für die vollständige Umsetzung von Anhang I Nummer 14 der Richtlinie 58/98/EG einsetzt, indem sie fordert, dass ein EU-weites Verbot der Zwangsfütterung eingeführt wird, wie es auch das Europäische Parlament kürzlich bei der Abstimmung über den Bericht "End the Cage" erneut gefordert hat;
- das Verbot der Zwangsfütterung in die Farm2Fork-Strategie aufgenommen wird.
Zu diesem Zweck fordern wir die deutsche Regierung auf, die Zusammenarbeit mit den anderen EU-Mitgliedstaaten zu ersuchen, um die Unterstützung für die Abschaffung des Mindestlebergewichts oder der Zwangsfütterung insgesamt zu erhöhen, und somit das Thema auf die europäische Ebene zu bringen, wo es keine Hindernisse gibt, um die nötigen Fortschritte zu erzielen.
Die deutsche Öffentlichkeit erwartet von Ihnen, dass Sie etwas unternehmen und diese Gelegenheit nutzen, um sich für Enten und Gänse einzusetzen.
Wir sehen Ihrer Antwort mit Interesse entgegen.
Animal Equality Germany